Das Team der ESP (Folge 2) | Howard Solarte

Ein kreativer Mensch

Wir treffen Howard an einem Freitag, als er im Schülerladen die Vesper beaufsichtigt. Das Telefon klingelt mehrere Male, Eltern wollen wichtige Botschaften loswerden. Howard bleibt immer freundlich und geduldig. Das ist er besonders im Umgang mit den Kindern. Ein Mädchen will wissen, was es in die am Montag beginnende Projektwoche mitbringen soll. Howard sorgt für Entspannung: „Du musst einfach nur kommen.“ Aber dann fällt ihm doch noch was ein: „Deine Federmappe ist wichtig!“ Ein Junge scheint sich zu langweilen, er wartet auf seine Abholung. Howard beruhigt ihn: „Deine Mama verspätet sich, aber sie ist unterwegs.“ Und ein Vater, der sein Kind sucht, bekommt gleich zugerufen: „Hallo! Deine Tochter ist hier irgendwo.“ Man merkt: Er kennt jeden. Howard kann aber auch bestimmt sein, zum Beispiel wenn eine Sitzgelegenheit, die einer Kollegin vorbehalten ist, von einem Kind weggetragen wird. „Lass bitte diesen Hocker hier!“

Respektvoll, wertschätzend und wo nötig auch mit klaren Ansagen – so lässt sich Howards Umgang mit den Schülerinnen und Schülern beschreiben. Seit 2013 ist Howard Solarte, der am 9. April seinen 60. Geburtstag feiert, an der ESP festangestellt. Aber seine Mitarbeit an der Schule hatte viel früher begonnen, noch in ihrem ersten Domizil an der Hadlichstraße, wo er als freier Mitarbeiter, der kreative Kurse anbot, begann. Damals war die Schule erst zwei Jahre alt. Es gab in jener Zeit nur zwei Klassen. „Das war eine kleine Familie“, hebt Howard hervor. Aber noch heute erlebt er das ESP-Kollegium als eine Familie, in der er sich sehr wohlfühlt und die ihm immer wieder Kraft gibt.

Heute ist Howard neben Andrea Klassenerzieher in der 2b. Zuständig ist er vor allem für Integrationskinder und betreut sie in Partnerschaft mit den Lehrkräften. Die Klasse wird manchmal geteilt, Howard macht mit einer Teilgruppe Förderunterricht. Aber er hilft auch beim normalen Unterricht.

Daneben hat er noch viele andere Aufgaben. Seit Jahren leitet er die Töpferwerkstatt, bietet Yogakurse an. Denn in Indien hat er sich zum Yogalehrer ausbilden lassen. In Howards Yogakurse kommen leider nicht viele Jungs. Das sei wie mit dem Männerüberschuss in Fitnessstudios, lacht Howard: „Die wollen mehr Muckis!“

Howard stammt aus Venezuela. In Caracas geboren, hat er in seiner Heimat Bildende Kunst studiert. Als Austauschstudent kam er zunächst nach Kopenhagen, wo er Gaststudent an der dortigen Kunstschule war. Dann ergab sich die Möglichkeit, für sechs Monate nach Heidelberg zu gehen. Dort arbeitete Howard mit mehreren Künstlern zusammen, hat mit ihnen Ausstellungen gemacht. Sein weiterer Weg führte ihn dann nach Berlin, wo er mehrere Jahre in einer spezialisierten Werkstatt als Glasrestaurateur arbeitete. Kirchenfenster wurden unter seiner Hand wiederhergestellt, aber auch die Glasflächen in Bahnhöfen und die im Roten Rathaus.

Ab 2003 wollte Howard seinen kreativen Radius zu erweitern. In diesen Jahren begann er, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Als Selbstständiger bot er seine Kunstprojekte an. Er ist auch einer der Gründer des Kinderjugendmuseum im Prenzlauer Berg, wo er fünf oder sechs Jahre dabei blieb.

Mit seiner Frau, die er in Indien heiratete, teilt er die Begeisterung für Yoga und auch Ayurveda. Später gründeten die beiden in Berlin sogar ein Ayurveda-Studio. Man sieht: Howard Solarte ist ein sehr kreativer Mensch mit vielfältigen Interessen. Mit seinen Talenten bereichert er die ESP schon seit so vielen Jahren – gut, dass er bei uns ist.                                                      

Volker Lilienthal

Ähnliche Beiträge